Sonntag, 26. Juli 2020

Tag 13 Radtour entlang des Saaleradweges von Camburg bis Halle an der Saale

Für alle die sich Sorgen um Peppi machen. Es geht ihm gut. Er ist a bisserl traurig, weil wir seine Heimat, die Berge, verlassen haben. An der Grenze von Bayern nach Thüringen sank seine Stimmung zuerst, aber die schöne Landschaft in Thüringen hat ihm auch sehr gut gefallen. Würde er natürlich nie zugeben. "Wenn Berge, dann die Alpen" sagt er. 
Gestern dann, als die Landschaft weniger spektakulär und vor allem flacher wurde, senkte sich auch seine Gemütslage Aber nicht nur deswegen. In Camburg, im Norden Thüringens, kurz vor Sachsen-Anhalt, fand er das Verhalten der Einwohner, sagen wir mal speziell.
Angefangen hat es mit der Vermieterin der Pension. Wir haben sie am Vortag angerufen und ein Zimmer reserviert. Als wir dann gegen 14:30 Uhr ankamen war niemand da. Also nochmals auf dem Handy bei ihr anrufen. Nachdem es ein paar Mal geklingelt hat, wurden wir weggedrückt. War sicher ein Versehen oder gerade etwas wichtiges zu tun. Also habe ich eine SMS geschrieben, das wir vor der Tür sitzen
und in unser Zimmer möchten. Nachdem ich 15 Min. gewartet habe und keine Rückmeldung kam, habe ich erneut angerufen. Jetzt wurde abgenommen und gefragt wer denn da anruft. Höflich stellte ich mich erneut vor und sagte, das ich der avisierte Gast bin, mit dem sie gestern telefoniert hat und vor ihrer Tür sitze.
Daraufhin antwortete sie: "Na dann komme ich eben vorbei."
Ich denke das das eine Codesprache ist und gemeint war: " Hallo Herr Krause, schön das sie unser Haus augewählt und es gefunden haben. Ich bin nur ca 5 Min. von Ihnen entfernt und komme gleich zu Ihnen.
Wenn sie möchten, können Sie gerne hinter dem Haus im Garten auf einen der Stühle platznehmen bis ich da bin. Sie sind ja sicher erschöpft von der Anreise. "
An den Tagen in Bayern und Thüringen (Obersaale) benutzten sie keinen Sprachcode. Da fühlte man sich jederzeit und überall sofort willkommen.
Heute fuhren wir dann nach wenigen Kilometern nach Sachsen-Anhalt hinein.
Wie gesagt, die Landschaft ist weniger spektakulär und auch die Städte und Dörfer haben nicht den Charme wie die Tage zuvor. Wobei die Weinhänge bei Freyberg schön anzuschauen waren.
Als wir gegen 14:00 Uhr an einer griechischen Taverne vorbei kamen, wollte ich etwas trinken und vorsichtshalber in der Zeit den Akku des Fahrrades aufladen. Auch hier wieder der gleiche Sprachcode.
Die Wirtin: " Wir haben eigentlich geschlossen und nur vergessen die Tür zu schliessen."
Die Frage: "Und uneigentlich, haben sie da geöffnet?" habe ich mir erspart, denn ich kannte ja den Code und konnte es gleich übersetzen: "Hallo lieber Gast. Ich freue mich das du da bist. Normalerweise haben wir jetzt Mittagspause und geschlossen. Was bin ich froh, das die Tür nicht verschlossen wurde. So können wir dir unsere Spezialitäten anbieten. (und Umsatz machen) Denn ich bin aus Leidenschaft Wirtin und lebe für meinen Beruf und mein Restaurant. Bitte nimm Platz. Ich stecke derweil das Ladegerät in die Steckdose."
Seit dem ist Peppis Stimmung eher verhalten. Er versteht den Code, den man in Sachsen-Anhalt und knapp davor benutzt eben nicht. Er sagt er hat schon a bisserl Angst, wie das in Brandenburg werden soll. Da gibt es doch das eine Lied von Rainald Grebe.https://www.youtube.com/watch?v=uellmynA34U
Auch die Menschen, die uns im Laufe des Tages begegneten und eindeutig keine Touristen waren, hatten irdgendwie alle einen leeren Gesichtsausdruck. Auch die Häuser unterwegs in den kleineren Dörfern hatten nicht die Pracht (es gab natürlich Ausnahmen) wie die Tage zuvor.
Peppi sagt: "Mann was ist mit denen hier los. Warum kaufen die sich nicht einen Eimer Farbe und packen an? Dann bekommt auch ihr Gesicht und ihre Augen bestimmt wieder mehr Farbe und leuchten. Wieso sind die so, so wie sie sind?"
Auf eine Frage von mir an eine andere Dame, betreffend einer Burg, sagte die angesprochene: " Das sollten sie sich auf jeden Fall ansehen. Da kommen sogar die aus dem Westen, um sich das anzuschauen. "
Solche Sätze nach 30 Jahren. Auch hier habe ich mir die Frage erspart warum denn die aus dem Norden und dem Süden nicht kommen. 😋
Als wir in dann Halle ankamen, fuhren wir direkt auf das Gebäude das MDR zu. Ich wusste gar nicht wo das Programm des MDR zusammengestellt wird. Aber jetzt ist mir einiges klar. Wieso das MDR Fernsehprogramm so ist wie es ist. Jetzt passt alles zusammen. Ich meine, habt ihr da mal reingeguckt?

Egal zurück zum Tag. Nach dem freundlichen Empfang an der Rezeption durch einen Angestellten mit Migrationshintergrund ( der ist bestimmt noch nicht so lange in der Gegend und noch nicht im Verhalten angepasst) und einer frischen Dusche im Hotel habe ich einen Spaziergang durch die City von Halle gemacht. Hier wurde in den letzten Jahren viel gemacht. Die Altstadt mit ihren Gebäuden, Kirchen und die Fussgängerzonen mit ihren vielen Shops waren schön anzuschauen.
Was mir sehr gut gefallen hat war die Qualität des Saaleradweges in Sachsen-Anhalt. Quasi alles war wunderbar asphaltiert und sehr gut befahrbar. Baustellenumleitungen waren extra für die Radfahrer beschildert. Wirklich ein sehr guter Weg in S-A.
Hier wie immer die Bilder des Tages.

Bismarck Denkmal der Gefallenen zum 1. Weltkrieg
Gradierwerk in Bad Dürrenberg


Blick auf den Dom von Naumburg


Weinberge






Kriegsdenkmal










1 Kommentar:

  1. aha, ein extra Sachsen-Anhalt -Code? Ellie versteht Peppi; sie würde NIE mit dem Schwanz wedeln, wenn sie muffig angesprochen wird.
    Eigentlich komisch, Hans-Dietrich Genscher hat doch auch in Halle gelebt, der konnte sich 'norma' ausdrücken.

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